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Interview Monika Büchi

«Wir möchten auch nicht organisierte Bikende erreichen»

Bild: zvg

Monika Büchi ist Initiantin der am 26. März gegründeten IG Mountainbike Aargau. Sie ist leidenschaftlich gerne auf dem Bike unterwegs, hat einige Jahre lang Enduro-Rennen bestritten und ist beruflich als Sportlehrerin tätig.

Herzliche Gratulation zur Gründung der IG Mountainbike Aargau. Wie fühlst du dich nach diesem ersten grossen vollbrachten Schritt?

Monika Büchi: Danke, ich bin froh, dass alles geklappt hat. Ich war etwas nervös gewesen und hatte mich mehrfach gefragt, wie viele Teilnehmende wir an der Gründungsversammlung haben würden. Über das Onlineformular hatten sich vorgängig zwar 35 Personen angemeldet. Dennoch war ich bis zum Beginn der Versammlung nicht sicher, ob nur 10 Personen kommen würden oder dann plötzlich doch 60. Schliesslich waren gut 50 Interessierte anwesend, und davon haben sich einige bereits als Mitglieder bei Mountainbike Aargau angemeldet. Ich bin sehr zufrieden.

Wie war es zur Gründung der IG Mountainbike Aargau gekommen – und worin besteht deine persönliche Motivation, dich zu engagieren?

Ich bin Mitglied in einem MTB-Verein. Vor zehn Jahren wurde schon einmal versucht, an einem beliebten Ort eine legale Alternative für Bikerinnen und Biker zu finden, um die Wanderwege zu entlasten. Wir suchten damals intensiv nach einer Lösung, standen mit allen Beteiligten im Wald und haben zusammen den Biketrail festgelegt. Am Schluss kamen vom Kanton Auflagen, die wir als kleiner Verein nicht umsetzten konnten. Weil wir dieses Projekt nicht zu Ende führen konnten, wurde uns bewusst, dass wir grösser werden müssen. Die Idee einer kantonalen IG war seither im Hinterkopf präsent.

Was ist danach geschehen?

Das Bedürfnis wurde immer stärker, und es wurden immer mehr Stimmen laut, welche dafür plädierten, sich zu organisieren. Nach erfolgreichem Abschluss von zwei Co-Projektleitungen für den Bau von Pumptracks setzte ich mich dann für die Gründung einer kantonalen IG MTB ein. Ich stellte schnell fest, dass seitens des Kantons das Bedürfnis vorhanden ist, eine Ansprechstelle zu haben.

Laut eurer Webseite gibt es im Kanton Aargau 80‘000 Bikerinnen und Biker, was einer hervorragenden Ausgangslage gleichkommt. Wie lässt sich diese Masse mobilisieren?

Es ist eine Illusion zu glauben, dass alle Bikerinnen und Biker im Kanton Aargau bei uns Mitglied werden. In erster Linie geht es darum, sich zu vernetzen. Die Hoffnung ist, mit dieser Art von Verein den einzelnen Biker zu erreichen. In diesem Punkt liegt die Herausforderung: Wie erreichen wir die Bikerin, die nach Feierabend eine Runde dreht, darüber hinaus aber kein Interesse hat, sich zu engagieren. Es gilt, dieser Bikerin aufzuzeigen, dass wir sie brauchen, um die Interessen der Community dem Kanton und den Gemeinden gegenüber vertreten zu können.

Wie sieht es bei euch bezüglich Koexistenz im Wald aus – und mit welchen Massnahmen liesse sich die Situation allenfalls verbessern?

In den letzten Jahren war das kein sonderlich grosses Problem mehr. Auch, weil sich die meisten Bikenden an den MTB-Kodex halten und auf bestehenden Wegen fahren, ist uns Bikenden gegenüber mehr Toleranz spürbar. Allerdings stellt sich die Frage des Unterhalts der Wege. Wenn das Biken auf bestehenden Wegen im Wald erlaubt wäre, könnten wir auch zum Unterhalt dieser Wege beitragen.

Gemäss Veloweggesetz haben die Kantone und Gemeinden noch knapp vier Jahre Zeit, um Velowegnetze für den Alltag und die Freizeit zu planen. Bis 2042 muss die Umsetzung erfolgen, was noch weit weg liegt. Siehst du Bereiche, bei denen Sofortmassnahmen sinnvoll wären?

2042 ist tatsächlich noch weit weg, und es gibt wohl einige, die denken, bis das Gesetz umgesetzt wird, bike ich sowieso nicht mehr. Spannend ist es aber schon jetzt, denn es bleiben noch knapp vier Jahre, um die Planung anzugehen. Wir müssen sicherstellen, dass ein konkreter, umsetzbarer Plan für ein MTB-Netz erarbeitet wird. Diesbezüglich haben wir die Chance mitzureden. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb die IG Mountainbike Aargau jetzt gegründet werden musste. Wie es dann in 20 Jahren aussehen wird, ob das geplante Netz womöglich bereits veraltet sein wird, können wir jetzt noch nicht wissen.

Sind bereits Bestrebungen für Anpassungen im Gang?

In den Regionen Gränichen und Oftringen/Aarburg gibt es Projekte, mit denen versucht wird, ein legales und attraktives Bikenetz aufzubauen. Es funktioniert nicht, wenn Wege verboten und zugeholzt werden, ohne entsprechende Alternativen zu bieten. In solchen Fällen entstehen in der Regel sofort neue Wege.

Was wird die grösste Herausforderung sein, um die Interessen der MTB-Community gegenüber dem Kanton vertreten zu können?

(Lacht) Ich denke, es gibt verschiedene Herausforderungen. Jeder Biker und jede Bikerin hat andere Vorstellungen, wie ein MTB-Weg aussehen sollte: Die Spanne reicht von Singletrails mit vielen Bäumen zum Umfahren über einen MTB-Park wie in der Lenzerheide und Wege mit vielen Steinen bis zu geebneten Wegen. Es wird daher wohl die grösste Herausforderung sein, mit einem legalen MTB-Netz all diese Bedürfnisse abzudecken – aber kaum die einzige bleiben.

Woran denkst du sonst noch?

Unter anderem an bestehende Wege, die beispielsweise wegen des Naturschutzes nicht ins MTB-Netz aufgenommen werden können. Da stellt sich die Frage, ob sich die Community an das Verbot halten wird.

Wie lautet deine Antwort auf diese Frage?

Funktionieren wird das nur, wenn ein attraktives MTB-Wegnetz zur Verfügung steht. Für uns ist das extrem wichtig, wir können und wollen nicht Polizei spielen.

Wie sieht eure Vision für das Mountainbiken im Kanton Aargau aus?

Meine persönliche Vision ist, dass die Koexistenz auf Wanderwegen gesetzlich verankert wird. Wenn wir das erreichen, ist nur noch bei stark frequentierten Wegen eine Entflechtung notwendig, und der Bau von illegalen Trails erübrigt sich weitgehend.

Wie kann Swiss Cycling als nationaler Radsportverband eure Arbeit unterstützen?

Swiss Cycling sollte Öffentlichkeitsarbeit leisten und das Engagement der MTB-Community auf nationaler Ebene koordinieren und unterstützen. Allgemein wünsche ich mir, dass sich Swiss Cycling weiterhin für die Interessenvertretung im Breitensport engagiert und dabei mit der IMBA zusammenspannt.

Verrate uns zum Schluss doch noch deinen Lieblingstrail im Aargau?

Wir haben viele sehr schöne Trails, aber ich verrate sie nicht, weil das Befahren ja eben leider noch verboten ist. Wir sind zuversichtlich, dass sich dies bald ändern wird.

Weitere Infos

Interessierte finden alle weiteren Informationen auf der Mountainbike Aargau Website, auf Instagram oder über unsere MTB-Karte.

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